Hier bin ich wieder, Laura Richie. Natürlich war ich die ganze Zeit da, indem ich die Tatsachen berichtete und die Mosaiksteinchen der Geschichte zusammenfügte. Was für eine Story! Es ist nicht mein Verdienst, sie erfunden zu haben. Doch es ist meines, sie aufgezeichnet zu haben. Wer könnte so etwas schon erfinden? Ganz Amerika vergöttert drei falsche Sexidole: Eine, die es mit ihrem »Bruder« treibt, eine, die eine Art Frankenstein ist, und die dritte ist ein Mann! Man bräuchte dafür zu viele Ausrufungszeichen — ich gehe damit lieber sparsam um. Wie heißt es doch so schön? Das Leben schreibt die tollsten Geschichten. Sie können sich nicht beklagen, liebe Leserin: Für Ihre Mark haben Sie viel bekommen.

Drei Jahre habe ich mit den Recherchen für dieses Buch verbracht. Erst dann hatte ich die Teile des Puzzles zusammen. Dafür werde ich kaum den Pulitzer- oder einen anderen Literaturpreis erhalten. Doch das Buch stellte schon eine einmalige Reportage dar. Und wenn mich die Kritiker kleinkariert, spießig und boshaft schimpfen — was sie mit Sicherheit tun — verdrücke ich eine heimliche Träne am Bankschalter, wo ich meine nächsten Autorentantiemen gutschreiben lasse. Einen Vorschuß in siebenstelliger Höhe hat man mir schon überwiesen. Nancy, meine Sekretärin, hat eine so große Prämie von mir bekommen, daß sie ein kleines Appartement in San Diego anzahlen konnte. Sie geht nächsten Monat in Ruhestand. Sie schreibt mir noch diese letzte Fassung meines letzten Buches. Ich habe nämlich auch keine Lust mehr auf den Schmutz, die Geheimnisse und die Skandale, von denen Amerika so gern liest.

Doch Sie, verehrte Leserin, haben das Buch gekauft. Ich danke Ihnen dafür. Vielleicht erklären Sie den Kritikern und Reportern und Soziologen, woher die amerikanische Faszination am Klatsch über die Reichen und Berühmten stammt. Mir ist das ein Rätsel. Doch ich wußte, daß sich die Geschichte wie warme Semmeln verkaufen würde.

Auch ich, Laura Richie, Klatschkolumnistin der Sonderklasse, hatte mit der Story so meine Mühe. Lila, das arme Ding, konnte nichts mehr sagen. Sie — oder er — war nach der verrückten Beerdigung eingeäschert und ihre Asche in der Gruft neben ihrem Vater beigesetzt worden. Also kam auf mich eine Wartezeit zu. Denn ohne Theresa brachte ich die Sache nicht zusammen. Zugegeben, das ist alles etwas makaber. Doch ich kenne mich mit den Gefeierten dieser Welt eben aus. Wenn sie einmal den Drogen Scheinwerferlicht und Ruhm verfallen sind, finden sie sich in der Dunkelheit nicht mehr zurecht. Darum ziehen sie letztendlich eine schlechte Presse dem Nichts vor. Ein Beispiel dafür ist auch Zsa Zsa Gabor.

Theresa lebte monatelang in totaler Abgeschiedenheit. Doch nachdem sich die Skandalpresse beruhigt hatte und der schlimmste Sturm verebbte, nachdem Robbie fort war und Theresa niemanden mehr hatte, vor dem sie sich produzieren konnte, niemanden, den sie mit ihren Leiden beeindrucken konnte, langweilte sie sich entsetzlich.

Das bewog sie am Ende zu sprechen. Vieles vom dem, was sie sagte, war gelogen, sollte vertuschen und war im Endeffekt Schrott. Doch sie trennte sich auch von dem, was nachprüfbar war. Für ein entsprechendes Honorar erzählte mir sogar Estrella, was sie wußte. Danach mußte Theresa ins Krankenhaus. Nicht ins Betty-Ford-Hospital. Dafür war es schon zu spät. Sie wurde mit Leberzirrhose im Endstadium in das »Cedars-Sinai« eingeliefert. Sie starb letztes Frühjahr.

Robbie hat jetzt eine florierende Buchhandlung in Aspen. Seine Kunden sind alle berühmt. Es dauerte etwas, bis ich Kevin auftrieb. Er redete wie ein Buch. Ich hatte Mühe, seinen Redeschwall zu stoppen.

Early Artist, Sy Ortis' Firma, ging natürlich kaputt. Seine drei Hauptkundinnen gab es nicht mehr, auch nicht mehr Michael McLain. Die anderen verließen seine Agentur in Scharen. Sy packte sein Geld und zog sich als sogenannter freischaffender Produzent in das Walhalla aller Ex-Agenten zurück. Sein Telefon wurde nie abgenommen.

Nachdem man Ara Sagarian im Flur des Krankenhauses schließlich fand, wurde er noch in der gleichen Woche wie Lila Kyle zu Grabe getragen. Sein Abgang wurde von dem von Lila überschattet, wie er auch im Leben von ihr unterdrückt worden war.

Es dauerte lang, bis ich Sharleen und Dean aufspürte. Anfangs hatte ich das Gefühl, sie seien vom Erdboden verschluckt worden. Nancy und ich haben viel recherchiert und einen Immobilienmakler im Butler County, Wyoming, ausfindig gemacht. Ich habe vier Wochen in einem einsamen Motel mitten in Nirgendwo verbracht, bis ich mit Sharleen zusammentraf. Die Ortsansässigen kannten ihren Namen nicht oder wollten nichts sagen. Nur in den ersten beiden Wochen litt ich unter dem Leben in dieser totalen Einsamkeit. Dann gefiel es mir. Denn es glich in nichts dem Leben in L.A. Es war sauber.

Einen Dauerurlaub konnte ich mir indessen nicht leisten. Darum wollte ich gerade die ganze Sache an den Nagel hängen und mich um die Familie Douglas kümmern, als meine Ungeschicklichkeit mir die Tür öffnete. Dazu muß ich sagen, daß eine unbefestigte Straße zu der Ranch führt. Die Ranch selbst war eingezäunt. Es gab keine Möglichkeit, hineinzugelangen. Das wußte ich. Mindestens ein dutzendmal war ich schon dort gewesen, allerdings vorwiegend, um von dieser Gebirgsstraße aus die herrliche Aussicht zu genießen. Hier gab es noch unverfälschte Natur.

Doch der Weg war ausgefahren. Nach einer Weile merkte ich, daß ich einen Platten hatte. Eine Reifenpanne auf einer Gebirgsstraße, dreißig Kilometer von der nächsten menschlichen Behausung entfernt. Und ich trug Schuhe mit hohen Absätzen!

Klar, ich bin kein Naturkind. Doch ich hatte Glück. Dean fand mich. Dieser reizende Mann hat mich zu sich nach Hause gebracht. Ich habe mit den dreien auf ihrer Ranch zu Mittag gegessen. Nach einem Monat hatte ich ihre ganze Geschichte.

Mit Minos Paige ging es leichter. Geld bringt die Menschen zum Reden. Ich erfuhr vieles von Minos, nachdem einer meiner Freunde vorbereitende Telefonate geführt hatte. Minos hat übrigens noch immer seine Lizenz.

Ricky Dunns nächster Film wurde ein Flop. Er heiratete Kiki Mansard, die neue Crystal Plenum. Als ihr Stern ebenfalls zu sinken begann, wurde Ricky zweimal wegen Drogenmissbrauchs und wegen tätlicher Angriffe auf Kiki verhaftet. Ricky arbeitet nicht mehr. McLain hatte ihn richtig eingeschätzt.

In anderer Hinsicht lag Michael mit seinen Beurteilungen schlechter. Er brauchte fünfzig Jahre, bis er sich zu einer Ehe entschied, aus der schließlich zwei Kinder hervorgingen. Vorher hatte Michael McLain erklärt, seine Frau ginge jungfräulich in die Ehe, und er habe sie bei der Abschlussfeier einer Klosterschule kennengelernt. Ich habe Mrs. Godowski auftreiben können und nach einigen Kästen Bier trennte sie sich von ihren massiven Anschuldigungen. So erfuhr ich die Geschichte von Mrs. McLain, die ich aber nie gegen Michael ausspielte. Erst als Melvin Belli Adrienne in der Scheidungsklage vertrat, packte Michael von sich aus den Stier bei den Hörnern und machte eine Aussage. Er wollte unbedingt alle wissen lassen, daß seine Frau vor der Ehe eine Hure gewesen war. Sogar Michael McLain weiß, daß es besser ist, als Mann dazustehen, der von einer Frau hinters Licht geführt wurde, als arm zu sein. Und die Enthüllungen sparten ihm viel Geld. Offenbar hatte Adrienne während ihrer ganzen Ehe die Affäre mit A. Joel Grossman beibehalten. Das Kind war Joels Kind. Nach der Scheidung lebten er und Adrienne von Michaels Geld. A. Joel Grossman unterrichtete Filmtechnik an der California State University.

Crystal Plenum ließ Sy fallen. Der Zufall und etwas Glück spielten ihr ein gutes Drehbuch zu. Damit gelangte sie erneut an die Spitze. Angeblich darf sie auf einen Oscar hoffen.

Les Merchants Sender fiel wieder auf den dritten Platz zurück. Er wurde von den Aktionären abgewählt. Bob LeVine mußte International Studios verlassen. Doch sein Sohn Seymore, der River Road finanziert hatte, machte sich selbständig und wurde erfolgreich.

Der Erfolg hat viele Väter. Der Misserfolg ist Waise. Niemand gab mehr zu, jemals etwas mit Three for the Road zu tun gehabt zu haben. Erst im letzten Monat wurde der arme Marty aus dem Krankenhaus entlassen und zog sich vom Filmgeschäft völlig zurück.

Die Spielerleidenschaft hat Paul Grasso endgültig eingeholt. Er lebt in Seattle und ließ sich von mir ausfragen, obwohl er das, was ich ihm dafür zahlte, früher als Trinkgeld abgelehnt hätte.

Monica Flanders starb im Schlaf. Vorher hatte allerdings ein erbitterter Kampf um ihre Nachfolge stattgefunden. Hyram mußte Flanders Cosmetics verlassen. Übrigens sah Monica im Sarg sagenhaft gut aus.

April Irons geht es blendend. Jeder, der das Geschäft kennt, wird es bestätigen. Sie hat mir verschiedene Interviews gegeben und ist Alleinherrscherin über das Studio.

Damit sind wir bei Sam Shields. Zwei seiner Filme fielen durch. Sein letzter scheint ein Hit zu werden. Wahrscheinlich haben Sie gelesen, daß er und April sich verloben wollen. Was für eine Liebesheirat steht da bevor!

Was es sonst noch an Informationen über die Story gibt, habe ich von meinem Mann erfahren. Ach, richtig, das muß ich noch nachtragen. Betrachten Sie es als Hochzeitsgeschenk von meinem Mann und mir an Sie. Allerdings interessiert sich die Öffentlichkeit nicht sonderlich für das Privatleben von Autorinnen wie ich eine bin. Jedenfalls habe ich so spät noch geheiratet. Als ich Dobe Samuels kennenlernte, wußte ich, daß er ein Ausnahmetyp ist. Und das bin ich ja in gewisser Hinsicht auch. Es hat sich gelohnt, auf ihn zu warten. Kurz bevor Sie dieses Buch lesen, heiraten wir im engsten Kreis. Dann bin ich Mrs. Dobe Samuels.

An der Hochzeit nahmen Brewster Moore und seine Frau Mary Jane teil. Er hat nie mit mir über meine Arbeit gesprochen. Wenn das Buch in den Handel kommt, möchte ich das gern nachholen und seine Meinung darüber hören. Doch seine Frau hat mir einiges erzählt. Mary Jane schätzt ihr Privatleben, und das hat sie in Honduras in reichlichem Maße, wenn ihr Adoptivsohn Raoul nicht gerade seine Schulfreunde mit nach Hause bringt. Es fiel mir nicht schwer, Mary Jane zum Reden zu bringen. Durch ihre Offenheit hoffte sie, sich von ihren Sünden reinzuwaschen. Vielleicht hat sie durch die Gespräche mit mir auch alles, was sie durchgemacht hat, besser verstanden.

Sie und Sharleen sind noch immer eng befreundet. Doch sie sehen sich nur im Sommer, wenn Mary Jane auf die Ranch kommt. Sharleen verläßt die Ranch nie. Ich werde es wohl auch nicht mehr tun. Mit dem Verkauf dieses Buches wollen Dobe und ich noch einmal dreitausend Morgen Land kaufen. Er hat ausgerechnet, daß wir mehr für die Ozonschicht der Atmosphäre tun können, als die Herstellung meiner Bücher ihr geschadet hat, wenn wir jährlich zweitausend Bäume pflanzen. Er hält es für keine schlechte Art, die restlichen Jahre zu verbringen und unseren wachsenden Wohlstand zu genießen. Mit dreitausend Morgen ist unser Lebensstandard zusätzlich gesichert.

Dobe hat auch erklärt, daß er auf keinem Quadratmeter dieses Bodens jemals einen Reporter oder irgend eine andere berühmte Person dulden wird.

Die schoenen Hyaenen
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